Peter D. war Kunde bei einem unserer Mandanten und hatte dort seine Rechnungen nicht gezahlt. Also beantragten wir einen gerichtlichen Mahnbescheid, der nach Widerspruch von Peter D. ins streitige Verfahren am örtlich zuständigen Amtsgericht überging. Soweit alles noch ganz normal!
Manchmal können Klagen natürlich nicht zugestellt werden, denn Menschen ziehen halt um. Und Schuldner, die knapp bei Kasse sind, tun dies scheinbar sogar besonders häufig.
Im Fall von Peter D. konnte die Klage erfreulicherweise zugestellt werden. Allerdings einer falschen Person mit identischem Nachnamen. Sowas passiert zwar recht selten, ist aber auch nichts völlig Ungewöhnliches. Man hat es ja hin und wieder mal mit Jugendlichen zu tun, die gerade frisch bei ihren Eltern ausgezogen sind. Die Klage gegen den Junior, der sich nicht ordnungsgemäß umgemeldet hat, landet dann unter Umständen schonmal bei der Mutter, die noch an der alten Adresse wohnt.
Für Peter D. hatten wir nun die Nachricht bekommen:
„… Des Weiteren kläre ich Sie auf, dass Peter D. an der angegebenen Adresse nicht mehr wohnt und ich nur alleine. Peter D. gibt es seit Februar 2012 nicht mehr.
Johanna D.“
Puh – Peter D. existierte nicht mehr! Mit Gegnern, die im laufenden Prozess versterben, hat man glücklicherweise nur selten zu tun. Das Problem bei Peter D. war bloß, dass wir vor dem Klageverfahren eine Schufa-Auskunft geholt hatten, nach der Peter D. noch bei bester Gesundheit gewesen sein sollte. Die Fragezeichen wurden sogar noch größer, als eine Nachfrage beim Einwohnermeldeamt ans Tageslicht brachte, dass Peter D. auch laut Einwohnermeldeamt noch lebte und dass die im Brief genannte Johanna D. hingegen bei der Behörde unbekannt sei.
Und was hilft in solchen Fällen?
Richtig! Das Internet und die Dummheit der Schuldner, die glauben ihre Webseiten und Facebook-Seiten würden von allen gelesen, nur nicht von Anwälten. Genau dort berichtete Peter D. im Outfit von Mrs. Doubtfire von seiner Geschlechtsumwandlung zur Frau, über seine neue Identität als „Johanna D.“ und die fiese Menschheit, die kein Verständnis für Transsexuelle hat. Das rückte die Aussage „Peter D. existiere nicht mehr“ natürlich in ein ganz anderes Licht.
Der Prozess ist mittlerweile gewonnen und ich hab nach wie vor nichts gegen Transsexuelle. Bloß gegen solche, die mit der Änderung ihres Vornamens gleich auch ihre Schulden loswerden wollen.